Meine erste Arbeitswoche
6.40 Uhr: der Wecker klingelt mich aus dem Schlaf. Waschen, Arbeitsklamotten an und ein schnelles Frühstück gemeinsam mit Alisia. Dann gehts ab aufs Fahrrad und Richtung Wohnmobilverleih. Circa 30 Minuten später stempel ich mich zum ersten Mal bei meiner neuen Arbeit ein: garnicht so ein schlechtes Gefühl 😉 Ich bin jetzt ganz offiziell „Trainee bei Fraserway RV Rentals“. Dann erfahre ich von meinem Chef, was meine Aufgabe für die Woche sein wird. „Shadowing“ – den Leuten folgen, die den Kunden die Wohnmobile erklären, bevor diese in ihren Urlaub aufbrechen. Dabei soll ich mir natürlich bestenfalls alles schon so merken, dass ich nächste Woche selber die sogennanten „Demos“ übernehmen kann. Das klingt soweit ja ersteinmal ganz einfach… dachte ich auch. Was ich dabei nicht bedacht hatte war, dass ich dabei schwere Stahlkappenschuhe trage und ein super Laufbursche bin, für den Fall dass in der Unit mal was fehlt. Ich muss aber zugeben, dass das ganze so auch einen Vorteil hat, denn ich habe direkt am ersten Tag gelernt, welches Ersatzteil oder Ausstattungsstück ich wo finde… Spaß machen tut das Ganze auch, ist eben nur anstrengend.
Wenn ich vorher noch Sorgen hatte, dass die Zeit hier nicht rumgeht, weil ich alleine bin, hatte ich diese Sorge nach meinem ersten richtigen Arbeitstag auf jeden Fall nicht mehr. Meine Arbeitskollegen sind alle sehr offen und nett zu mir und ich habe mich von Beginn an wie ein Teil der „Familie“ gefühlt.
Der nächste Tag war Alisias letzter Arbeitstag und ich habe sie Abends nach der Arbeit mit ein paar anderen Kollegen zum Flughafen gebracht, wo wir zum Abschied noch lecker gegessen haben – meine ersten Wings und mein erstes Canada Dry-Ginger Ale hier in Kanada. Da ich mir hier für die wenigen Monate warscheinlich doch kein Auto kaufen werde, bin ich ein bisschen auf meine Arbeitskollegen angewiesen und total dankbar, dass viele schon angeboten haben, mich mal wo hin zu bringen. Nach dem Flughafenbesuch hat mich Lukas in seinem Auto nach Hause gebracht… er ist auch aus Deutschland und mit der gleichen Organisation wie ich nach Kanada gekommen. Wir planen für die nächste Woche einen Ausflug in die Berge zusammen.
Mittwoch folgte ich wieder den ganzen Tag den Leuten die Demos machten. Die verschiedensten Kunden in den Urlaub zu schicken macht schon Spaß und ist sehr spannend – ich würde allerdings am liebsten jedes Mal selber einsteigen und losfahren. Dass ich genau hier vor zwei Jahren mit meiner Familie gewesen bin und wir ein Wohnmobil gemietet haben, wirkt so unwirklich und viel länger her. Damals wurden wir von einem Mädchen eingewiesen, die, genau wie ich jetzt, mit einem „Working Holiday Visum“ nach Kanada gekommen war. Wegen ihr hatte ich mir damals vorgenommen, selber nach dem Abitur nach Kanada zu gehen – dass ich jetzt genau an den Ort gekommen bin, an dem die ganze Idee für mich entstanden ist, könnte man schon als ziemlich großen Zufall bezeichnen.
Der Donnerstag verhielt sich sehr ähnlich wie die Tage zuvor auch… wobei ich der Person die ich „beschattete“ immer mehr zu einer Hilfe werden konnte. Besonders wenn wir morgens die sogenannten „Quality checks“ an den Wohnmobilen machen (also ausprobieren ob für den Kunden später auch alles funktioniert und sauber ist), kann ich inzwischen ziemlich gut selber die Sachen prüfen. Da an dem Tag ziemlich viele Kunden da waren, machte ich meine ersten Überstunden und half Nachmittags schon beim Paperwork und Sortieren der Unterlagen. Nach der Arbeit holte mich Lukas mit dem Auto Zuhause ab und wir fuhren in ein Bar & Grill Restaurant („Cowboy`s TapHouse“), wo es jeden Donnerstag ein super Steak-Angebot gibt und sich einige Arbeitskollegen noch trafen. Der Abend war super schön und speziell, denn in der Bar war es so laut, dass man sich sehr anstrengen musste, um etwas zu verstehen.
Freitag morgen durfte ich dann meine ersten Quality Checks ganz alleine machen (es war zwar noch jemand dabei, die hat aber nur zugeschaut). Außerdem lernte ich das erste Mal, wie man die Wohnmobile nach einem Urlaub wieder in Empfang nimmt (der sogenannte „Drop-off“). Nächste Woche lerne ich dann hinter dem Counter zu sitzen und unter anderem die Daten der Kunden ins System einzugeben. Am Ende des Tages verabschiedete ich mich in mein Wochenende, denn in hatte zum Glück den Samstag frei bekommen. Ich erfuhr an dem Tag noch, dass mich eine Freundin aus meiner Organisation (Katharina) in der nächsten Woche besuchen kommt und ich den nächsten Freitag frei bekomme, sodass ich mit ihr etwas unternehmen kann. Meine Vermieterin erlaubt ihr sogar, in das andere Zimmer in meinem Haus zu ziehen, sodass sie nicht Abends noch nach Calgary fahren muss. Da freue ich mich jetzt riesig drauf.
Ja das war meine erste Woche bei dem Wohnmobilverleih, bei dem ich bis Mitte Oktober arbeiten werde. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Zeit sehr schnell rumgehen wird – womöglich viel zu schnell. Ich freue mich auf alles was da kommen mag!