Im Reich der ganz großen Fische – Abtauchen in Australien
Da mein Freund Florian im letzten Jahr auf einer Tauchbasis in Kroatien gearbeitet hat, wollte er verständlicherweise unbedingt in Australien tauchen gehen. Bei dem Tauchgang handelte es sich um ein Wrack auf 30 Meter Tiefe. Ich darf mit meinem Tauchschein (OWD) nicht tiefer als 18 Meter tief tauchen und bin daher davon ausgegangen, dass ich nicht mitkommen kann.
Gemeinsam fuhren wir zur Tauchbasis, um Florian für den Tauchgang am nächsten Tag anzumelden. Ich fragte mal nach, ob zufällig auch ein Boot zum Great Barrier Reef fuhr, bei dem ich als Anfänger mit 7 Tauchgängen mitfahren könnte. Leider war dies nicht der Fall, allerdings fragte mich die Dame am Empfang zu meiner großen Überraschung, ob ich nicht einfach auch das Wrack betauchen wolle. Der Tauchgang wäre dann ein sogenannter „Adventure Deep Dive“ und vorher würde man mir in einer kurzen Theorieeinheit erklären, worauf ich achten muss. Anschließend könnte ich dann problemlos auch auf 30 Meter runter tauchen – klingt meiner Meinung nach nicht ganz ungefährlich, aber ich nahm mir vor, nur so weit runter zu gehen, wie ich mich sicher fühle.
Am Vorabend beschäftigte ich mich dann ersteinmal mit dem Tauch-Spot: Die SS-Yongala war ein australisches Passagierschiff aus dem Jahr 1903 und ein Zyklon versenkte das Schiff 1911. Heute zählt das Wrack zu den Top 5 Tauchspots der Welt. Daraufhin freute ich mich dann auch den kommenden Tag, weil ein Tauchspot aus den Top 5 ja bestimmt nicht ganz übel sein kann.
Am nächsten Tag stellte ich beruhigt fest, dass außer mir noch 4 weitere Anfänger an Bord des Schiffes waren. Wir fuhren einige Stunden, bis wir das Wrack endlich erreichten. Nach der Theorieeinheit durften wir dann auch endlich ins Wasser. Mein Freund musste mit uns Anfängern mit, weil es für ihn sonst keinen anderen Tauchpartner gab.
Wider Erwarten war nicht das Tauchen am anspruchsvollsten, sondern die Zeit über Wasser. An der Wasseroberfläche hangelten wir an einer Leine entlang bis zum Wrack (siehe Map oben) und selbst als wir endlich untergetaucht waren, durften wir erst viele Meter unter der Wasseroberfläche wieder loslassen. Eine erfahrene Taucherin bekam sogar Angst und musste ins Boot zurückgebracht werden. Das Wrack lies allerdings alle Anstrengung vergessen – der Anblick war einfach atemberaubend. Okay – ich gebe zu, dass der Begriff „atemberaubend“ in diesem Zusammenhang nicht unbedingt glücklich gewählt ist. Zudem schwammen dort unten riesige Fische und ich habe eine große Wasserschlange gesehen. Ein erfahrener Taucher hat sogar einen Hai gesichtet – zwar keinen besonders großen, erschrocken hat er sich aber trotzdem. Eine Taucherin aus meiner Gruppe verbrauchte leider sehr viel Luft und so mussten wir alle nach 20 Minuten schon wieder auftauchen. Florian durfte dann noch einmal mit dem Guide runter, weil dieser ja wusste, dass er eigentlich ein richtig guter Taucher ist. Ich habe mich zwar für ihn gefreut, war aber auch enttäuscht, dass ich mit fast vollem Tank wieder zum Boot musste.
Nach kurzer Mittagspause ging es dann an den zweiten Tauchgang. Ich bekam einen neuen Tauchpartner, weil mein Freund dieses Mal mit einer erfahrenen Truppe getaucht ist. Am liebsten wäre ich auch dort mitgetaucht, aber das ließ mein Ausbildungsstand leider nicht zu. Mein neuer Buddy war allerdings eben die Taucherin, die im ersten Tauchgang so viel Luft verbraucht hatte. Zudem viel es ihr sehr schwer, sich Unterwasser zu tarieren, weshalb sie teilweise wie ein Luftballon einige Meter nach oben schoss – unser Guide hatte genug mit dem Rest der Truppe zu kämpfen und so beschloss ich, dass ich meinen Buddy einfach wie einen Luftballon an der Weste festhalte. Das sah vermutlich ziemlich komisch aus, so konnte ich mich aber wenigstens ein bisschen auf mich und die Umgebung konzentrieren. Immer in der Hoffnung, keinem gefährlichen Hai zu begegnen, erkundeten wir dann das Wrack und seine tierischen Bewohner.
Nach 25 Minuten hatte ich dann etwas mehr verbraucht als beim letzten Tauchgang, allerdings zeigte mein Buddy plötzlich das Zeichen für „keine Luft mehr“. Ich traute meinen Augen nicht, denn vor 5 Minuten hatte sie noch reichlich Luft in ihrer Flasche. Da unser Guide vorne wegschwomm versorgte ich meinen Buddy dann über den Oktopus mit Luft aus meiner Flasche und versuchte anschließend die Aufmerksamkeit auf uns zu richten. Dann ging es zum Glück auch wieder nach oben und wir schwammen entkräftet zurück zum Boot. An dem Tag beschloss ich, dass ich schnellstmöglich den nächsten Tauchschein mache, damit ich mich in Zukunft etwas mehr auf mich und die Natur konzentrieren kann.
Fazit:
Für erfahrene Taucher kann ich einen Ausflug zur SS-Yongala auf jeden Fall empfehlen. Wenn man erst einmal untergetaucht ist, hat man die größte Hürde eigentlich schon überwunden. Der Tauchplatz ist, wenn man den Anforderungen gewachsen ist, wirklich beeindruckend und eine gigantische Erfahrung. Ich würde es anderen Tauchanfängern aber abraten, diesen Tauchgang zu machen, egal wie sicher man sich fühlt. Mein Guide war so mit den anderen Mitgliedern der Gruppe überfordert, dass ich mich nicht wirklich sicher gefühlt habe. Hätte ich Unterwasser ein Problem gehabt, hätte mir vermutlich gar nicht rechtzeitig geholfen werden können. Da mein Buddy Schwierigkeiten hatte und außerdem sehr viel Luft verbraucht hat, waren die Tauchgänge stressig und sehr kurz. Dafür bezahlt man allerdings einfach zu viel Geld und muss aufpassen, dass man sich hinterher nicht zu viel ärgert, anstatt den Tauchgang so beeindruckend in Erinnerung zu behalten wie er war.