Qualle, Krokodil und Co.
Wir wachten an unserem ersten Morgen in Australien relativ früh auf und beschlossen, direkt den Van abzuholen. Kurz zu unserem Vermieter – und garantiert frei von irgendwelchen Werbeprovisionen: Wir haben uns den Van bei Mighty Campers gemietet. Mighty Campers gehört wie einige andere Firmen (z.B Britz oder Maui) zu „Tourism Holdings Limited“ (THL). Bei den Mighty Fahrzeugen handelt es sich um ältere Modelle, die früher zu Britz gehörten. Dadurch ist die Miete deutlich günstiger, man muss aber auch die einen oder anderen altersbedingten Abstriche machen. Preis-Leistung insgesamt O.K. – und von den kleineren Fahrzeugabenteuern später mehr.
Nachdem wir einige Unterschriften abgegeben und den Van grob erklärt bekommen hatten, ging es dann auch schon los. Zunächst steuerten wir einen Einkaufsladen an, um uns erst einmal mit den nötigsten Lebensmitteln zu versorgen.
Nach dem Einkauf starteten wir Richtung Norden. Für die ersten Tage hatten wir geplant, den Daintree Rainforest zu erkunden. Da Florian kurz vor unserer Reise schon in Süd-Afrika geübt hatte, im Linksverkehr zu fahren, habe ich erstmal die Rolle des Beifahrers übernommen. So konnte ich mich ein bisschen an den Linksverkehr gewöhnen, bevor ich mich tatsächlich selber hinter das Steuer setzte.
Schon die Strecke bis zum Daintree River war ein absoluter Traum. Wir fuhren direkt die Küstenstraße entlang und die Aussicht war einfach atemberaubend. Seht selbst:
Hier war allerdings schon deutlich spürbar, dass es draußen eigentlich viel zu heiß und schwül ist, um sich ernsthaft irgendwie zu bewegen.
Wir sind dann mit einer kleinen Autofähre auf die andere Seite des Daintree Rivers gelangt und von dort aus ging es auf sehr schmalen Straßen mitten durch den Regenwald. Unser Campground für die nächsten 3 Nächte sah sehr schön aus und lag an der einzigen Tankstelle weit und breit. Deshalb wunderten wir uns anfangs, dass außer uns und einem weiteren Van keine Menschen zu sehen waren. Am Abend haben wir uns erstmal noch ins Auto gesetzt und sind eine Runde gefahren, denn wir hatten nur im Fahrerhaus eine Klimaanlage und an Schlaf war bei diesen Temperaturen nicht zu denken. Unser Van war eine Sauna auf vier Reifen.
Am nächsten Tag standen wir früh auf, um die noch erträglichen Morgenstunden zu nutzen. Wir erkundigten uns nach den „Board-Walks“ und machten uns auf die Suche nach schattigen Erkundungswegen. Das Ergebnis:
Wir hofften, inmitten dieser Mangroven ein paar Krokodile zu sichten – dem war aber leider nicht so. Hinterher sagte man uns, dass auch diesen Tierchen viel zu warm sei und zu dem Zeitpunkt kaum welche gesichtet wurden. So langsam verstanden wir auch, warum außer uns kaum ein Mensch zu sehen war: Es war mitten im Hochsommer und Queensland hatte seit langem nicht mehr so eine Hitzeperiode wie dieses Jahr – wer will da schon mitten in den Tropen sitzen?! Offensichtlich niemand.
Wir waren aber trotzdem da und fuhren den ganzen Tag von Ort zu Ort – zum Glück konnten wir zwischendurch im Fahrerhaus unseres Saunamobils etwas runterkühlen. Immer wieder wurde unser Tropentest durch wunderschöne Ausblicke belohnt.
Da fragt sich der mitfühlende Leser: „Warum seid ihr nicht einfach schwimmen gegangen, wenn es so heiß war?“ Die Antwort lautet: „KROKODILE UND TÖDLICHE QUALLEN“
Diese Schilder stehen überall an den Stränden und bedeuten absolutes Schwimmverbot. Wegen der Krokodile sollte man sich dem Wasser auch gar nicht nähern, denn die Tiere können relativ schnell aus dem Wasser schießen und zuschnappen. Zu den Würfelquallen (Seewespe) füge ich hier mal einen kurzen Artikel ein: „Die Giftmenge einer Seewespe reicht aus, um 250 Menschen zu töten. Ihr lateinischer Name bedeutet „mordende Hand“. Die bis zu drei Meter langen Tentakeln der Seewespe sind mit Tausenden von Nesselzellen besetzt, aus denen bei Berührung feine Fäden schießen. Diese ätzen sich durch die Haut und geben dann das Gift der Qualle frei. Die Folgen sind Muskelversagen, Atemlähmung und Herzstillstand. Der Tod tritt innerhalb von Minuten ein. Die Seewespe lebt in Australien.“ Quelle: https://www.focus.de/wissen/videos/giftig-und-toedlich-vor-diesen-tieren-sollten-sie-sich-in-acht-nehmen_id_4656319.html
Ich halte also mal fest: Wenn Du Glück hast, und Schnappi erwischt Dich nicht mit seinen kräftigen Kiefern, dann wird den Rest die Seewespe erledigen. Und wer dann noch da ist, wird vom Hai weggeputzt. Das klingt nach Überlebenstraining mit Crocodile Dundee und Chuck Norris im Doppelpack. Angesichts eingeschränkter Lebenserwartungen bei Abkühlungen beschlossen wir, unsere Zeit im Regenwald ein wenig zu verkürzen. Wir stoppten noch einmal am Daintree River, um an einer Krokodil-Tour teilzunehmen – leider war es den Krokodilen erwartungsgemäß immer noch zu heiß und wir bekamen nur einen Kopf zu sehen. Dafür sahen wir einen giftgrünen Tropenfrosch. Auch schön, nur eben nicht ganz so spektakulär… .
In Cairns gaben wir dann erstmal unseren Portable-Heater (also eine kleine mobile Heizung für kühle Nächte) an den Verleih zurück und baten darum, uns auf Kosten des Vermieters einen günstigen aber wirkungsvollen Ventilator kaufen zu dürfen – wir bekamen die Erlaubnis und ab dem Zeitpunkt ließ es sich im Van auch aushalten.
2 Kommentare
Tuna
Liebe Carolin,
welch spannende, mutige, wunderprächtige Reise!! Dank Deiner detaillierten Beschreibungen und der schönen Bilder, möchte man gleich Vorort sein. Vielen Dank, dass ich auf diesem Wege all Deine kostbaren Eindrücke und Erlebnisse mit Dir teilen kann. Ich bin fasziniert von der Tierwelt, der unvergleichlich schönen Natur, von denen Du tolle Momentaufnahmen auf sprachlich grandiose Weise festhälst.
Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Beitrag.
Es grüßt herzlichst,
Tuna
Carolin Koch
Liebe Tuna,
vielen vielen Dank für deine schönen Worte. Es freut mich sehr, dass ich dich auf diese Weise ein bisschen auf meine Reisen mitnehmen kann – gerade in dieser schwierigen Zeit! Ich verspreche, dass noch viele weitere Berichte folgen!!! Noch etwas: Wenn wir uns endlich mal wieder sehen dürfen, kann ich euch mal in Ruhe alle Bilder der vergangenen Monate zeigen. Da freue ich mich schon sehr drauf!
Liebe Grüße an die ganze Familie,
Carolin