Billabong Sanctuary und eine unvergessliche Nacht
Mit gefletschten Zähnen sah mir das Krokodil tief in die Augen…. – – –
Okay, war kein echtes Krokodil, sondern ein riesiges Bild auf einer Werbetafel. Geworben wurde für das „Billabong Sanctuary“ und erfüllte offensichtlich seinen Zweck, denn wir beschlossen, dass wir dem Zufluchtsort für wilde Kreaturen am nächsten Tag gleich mal einen Besuch abstatten wollen.
Am 26.01.2020 war „Australia Day“ und der Eintritt für das Sanctuary wurde an die Feuerwehrleute gespendet, die ununterbrochen gegen die schweren Buschbrände kämpften. Das „Billabong Sanctuary“ liegt in der Nähe von Townsville und ist ein 11 Hektar großes Naturschutzgebiet, welches 1985 von einem Ehepaar und ihrem kleinen Sohn erbaut wurde. Die 3-köpfige Familie wollte einen Zufluchtsort für einheimische Tiere in ihrem heimischen Habitat erschaffen. Einwohner brachten dann Tiere aller Art in das Sanctuary, die aus unterschiedlichsten Gründen ihren alten Lebensraum verlassen mussten. Ursprünglich war der Park als Schulungszweck für Schüler gedacht, damit sie die Tiere ihrer Heimat besser kennen lernen. Heute ist der „Zoo“ zwar eine der Touristenattraktionen Queenslands, aber er ist noch immer in Familienbesitz.
Als erstes besuchten wir die Wombats. Ich hatte vorher viele Bilder gesehen und stellte mir jetzt ein wirklich süßes Tier vor. Was wir da zu sehen bekamen war weniger niedlich und sah aus, als hätten die Pfleger vergessen, einen Kadaver rechtzeitig zu beseitigen… Seht selbst!
Koalas sind dagegen wirklich einfach zum Knuddeln und während wir vor Eukalyptusbäumen saßen, lauschten wir einer Präsentation über diese süßen Lebewesen. So erfuhren wir zum Beispiel, dass die kleinen Teddybären durchschnittlich 20 Stunden am Tag schlafen und irgendwann sterben, weil ihre Zähne dann zu stumpf sind, um Eukalyptus zu verarbeiten. (Awww…) Wäre für mich schon ein Grund, mal über Dritte Zähne für Koalas nachzudenken! Übrigens: Es gibt circa 700 Eukalyptusarten, von denen Koalas nur maximal 70 fressen können.
Anschließend folgte eine Schlangenshow mit einem durchaus sehr giftigen Exemplar, der „Red-bellied black snake“. Während der Show erfuhren wir sehr viel über Schlangen aller Art und wie man sich in ihrer Gegenwart zu verhalten hat. Außerdem erfragten wir, was wir im Falle eines giftigen Bisses beachten müssen: Das betroffene Körperteil abbinden und schnellstmöglich ins Krankenhaus. Klingt eigentlich ganz einfach, oder? So ein Biss ist allerding ziemlich schmerzhaft und die Chance, dass das Körperteil amputiert werden muss, ist wohl auch nicht so gering. Immerhin stirbt man nicht zwangsweise – beruhigend.
Als Nächstes gingen wir zu den Krokodilen. Auch hier lauschten wir gespannt den Vorträgen über die Panzerechsen und erfuhren viele neue und interessante Dinge. Unter anderem mussten wir raten, ob jährlich mehr Touristen oder mehr Einheimische von Krokodilen getötet werden. Na was denkt ihr? Die Antwort findet ihr am Ende des Beitrags. Wir sahen noch bei der Fütterung zu und machten natürlich ganz viele Bilder.
Nach dieser Show reichte es uns aber mit Tieren, die uns ohne mit der Wimper zu zucken umbringen können. (Google hat mir nicht verraten, ob Krokodile Wimpern haben – dafür weiß ich jetzt, dass sie 6 Augenlider haben.)
Dann machten wir uns auf die Suche nach den Kängurus. Beim Eintritt hatten wir unsere Spende an die Feuerwehrleute noch etwas erhöht und eine Packung Kängurufutter gekauft. In einer Art Streichelzoo fütterten wir die Beuteltiere und machten wieder einige Bilder. Süß oder?
Einen Abend später standen wir etwas weiter südlich an einem Strand. Es war schon ganz dunkel und wir hatten schon fast aufgegeben heute Abend noch etwas zu sehen zu bekommen. Wir warteten mit 20 anderen Menschen im Halbkreis vor der Brutstätte einer ….. Schildkröte!!!! Was wir dann beobachten durften, war magisch: 50 kleine Turtles buddelten sich aus dem Sand und krabbelten zum Wasser. Die Ranger fingen die Kleinen ein, und für einen kurzen Moment durften wir Bilder machen. Und da die frisch Geschlüpften sich immer am Licht orientieren, leuchteten wir den Schildkröten mit Taschenlampen den Weg zum Meer.
Jetzt sind die kleinen Schildkröten den Gefahren des Meeres ausgesetzt. Wenn sie überleben, werden die Weibchen irgendwann zu genau diesem Strand zurück kommen und selber Eier legen.
Sooooo – Jetzt fragt ihr euch bestimmt schon die ganze Zeit, ob nun mehr Touristen oder mehr Einheimische von Krokodilen gefressen werden. Ich verrate es euch. Es sind die Einheimischen – Touristen haben meist viel zu viel Respekt vor den Tieren und wagen sich gar nicht in die Nähe des Wassers. Viele Einheimische hingegen kommen noch aus einer Zeit, in der Krokodile fast ausgerottet waren. Erst 1971 wurden sie geschützt und die Jagd auf Krokodile verboten. Unter dem Motto „Mir ist bis jetzt noch nie etwas passiert“ setzen sich viele Australier an den Strand und einige wenige müssen dann leider feststellen, dass sich die Krokodilpopulation seitdem doch deutlich vergrößert hat.
Ps: Falls ihr gerade dabei seid einen Roadtrip zu planen, gebe ich euch hier mal einen kleinen Tipp: Einen groben Plan zu machen ist sicherlich eine sinnvolle Idee, aber lasst euch auch einen gewissen Freiraum für spontane Unternehmungen. Wir haben uns genau diesen Freiraum gelassen und konnten daher einfach mal eben einem Werbeschild folgen, ohne hinterher groß in Zeitstress zu geraten.